Kulturtechniken im Umgang mit Verschlossenem, Systematisierung 2008/09
FUSSNOTEN SETZEN
Fußnoten haben zwei Funktionen:
Sie sind kleine Anker, die aus dem Text heraus in eine spezifische Tiefe gehen, aber damit auch aus dem eigentlichen Diskurs, dem Textkörper hinausführen. Und Fußnoten sind auch eine Anbindung des ganzen Textkörpers an einen größeren Diskurs, Verweise, Quellenangaben etc, die an den Wissenskorpus oder die tradierte Lehre, die Schule, den Wissenstand usw. andocken.
In beiden Fällen ist die Fußnote eine Grenze des Textkörpers (des eigentlichen Inhalts oder Diskurses) – eine verwirrende Gleichzeitigkeit von Anbindung UND Ausfransung.
Unsere Betrachtung verhält sich wie eine Fußnote zum Seminar, dem Diskurs um Kulturtechniken im Umgang mit Verschlossenem und schließlich dem verschlossenen Bunker und seiner Öffnung. Diese Betrachtung ist lediglich ein weiterführender Gedanke, der die Thematik verlässt, der dem eigentlichen Thema und seiner praktischen Ausführung und theoretischen Aufarbeitung den Rücken zudreht. Stattdessen perpetuiert sich die Technik des Erfassens, des Definierens und eben: des Öffnens und Freilegens von Verschlossenem, weil mit jedem Diskurs, jeder Ausgrabung und jedem Ans-Licht-zerren neuerliche Ausschlüsse, Abwendungen, Ausgrenzungen produziert werden.
Es ist der gleichzeitige Ausblick auf die Diskurse: wie erschließen wir das Verborgene, wie definieren wir das Neue, das Unbekannte, wie generieren wir Bedeutungen, Anschauungen, Werte... und gleichzeitig die verwirrende Einsicht, dass wir uns selbst davor verschließen, die Komplexität zu evaluieren – die zielgerichtete Form unserer Eingriffe und Einsichten ist bedingt durch Ausblendungen und Abwendungen.
Das war unser kleines Erlebnis dieser Betrachtung. Sie macht keinen Sinn. Sie ist die Fußnote zu allem, was Sinn macht. (Und deshalb meinten wir das auch sehr ernsthaft, dass sich diese Betrachtung nur unbemerkt einschleichen könnte, nur als Fußnote, die unten auf der Seite auftreten, als diese kleinen Schmarotzer des Diskurses, die scheinbar das Fundament der Texte und deren geistiger Unterbau sind, in Wirklichkeit aber nur wegzerren, verwirren und zerstreuen. Sie funktionieren als Feigenblatt, weil sie verbergen, dass der Diskurs begrenzt ist, und rauben dem Text dadurch die innere und äußere Trennschärfe...)
Wachter/Jud
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