EinSichten

zum Umgang mit Verschlossenem

Eine Installation von Systemtheorie im Raum, Protokoll einer Versuchsanordnung, 2008

Marcus Held

Jahrgang 1977
Philosoph u. Theologe
Links:     http://www.theologie.uni-oldenburg.de/41608.html
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Birte Kleine-Benne

Jahrgang 1970
Kunstwissenschaftlerin
Links:
            • http://bkb.eyes2k.net
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„Der Systembegriff legt nicht nur eine neue Denkweise, sondern auch neue Wahrnehmungsweisen und neue Empfindungsweisen nahe. Vielleicht darf man vermuten, dass er in diesen letzten Dimensionen sowohl seinen Theoretikern als auch seinen Kritikern die größten Schwierigkeiten bereitet. Denn konzeptionell arbeiten wir mit dem Systembegriff an einem >preadaptive advance<, das unseren Wahrnehmungen und Empfindungen vorauseilt. Was wir daher gegenwärtig vor allem wahrnehmen und empfinden, ist, dass wir keine Wahrnehmungen und Empfindungen haben, die der konzeptionellen Dimension des Begriffs entsprechen. In dieser Hinsicht ist unser Nervensystem so veraltet, wie es unsere Institutionen sind.“

Dirk Baecker, Wozu Systeme?, 2002, S. 104.



„Die Grenze ist nicht eine räumliche Tatsache mit soziologischen Wirkungen, sondern eine soziologische Tatsache, die sich räumlich formt. Das idealistische Prinzip, dass der Raum unsere Vorstellung ist, genauer: dass er durch unsere synthetische Tätigkeit, durch die wir das Empfindungsmaterial formen, zustande kommt – spezialisiert sich hier so, dass die Raumgestaltung, die wir Grenze nennen, eine soziologische Funktion ist.“

Georg Simmel, Soziologie, 1908, S. 697.



„Ich stelle mir einen neuen Typ von Kognitionsforschung vor, der die systemtheoretischen Mittel zur Exploration von Matrizen nutzt. Und ich stelle mir vor, dass es sich dazu lohnen würde, sich der Mitarbeit von Künstlern zu vergewissern. Denn die Kunst ist jene skeptische Beobachtung von Bildern, Rahmen, Spielen, Gesten und Tonfällen, die in der Lage ist, Matrizen nachzuweisen, die von den Systemcodes vorausgesetzt oder auf Abstand gehalten werden. Sie schafft dies ganz ohne die Hilfestellung der Wissenschaft. Aber das muss nicht heißen, dass es nicht fruchtbar werden könnte, diesen künstlerischen Blick für die Ambivalenz von Attraktionen mit dem wissenschaftlichen Blick für den Kalkül der Anschluss suchenden Operationen zu kombinieren.“

Dirk Baecker, Wozu Systeme?, 2002, S. 39.

Legende

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Angabe des Handlungsbeginns

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Protokollarische Notizen der Versuchsanordnung

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Systemtheoretische Zitate oder Anmerkungen

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Nordpfeil

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Beobachtungs- und Handlungsausschnitt, Ansicht von oben

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Höhenmarkierungen

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Bäume

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Punktuelle Markierungen

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Rot-weißes Absperrband zur Distinktion und als Distinktionslinie

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Im Zeitverlauf entstandene Trampelpfade

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Geröllansammlung

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Eingang

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Denkmalsetzung: Kulturgut unter Sonderschutz

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    Unspezifisches Rauschen...



Freitag, 6.6.2008, 16h
Erste Ortsbegehung 12 km östlich von Wismar, 48 km südwestlich von Rostock, 262 km nordwestlich von Berlin: Relativ unberührtes Terrain im Wald, außerhalb der Ortschaft Zurow:
Leicht hügelig, Wildwuchs in 2 Höhen (Kraut und Bäume)

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    „Ohne Unterscheidung und Bezeichnung läuft nichts, ja nicht einmal nichts.“ (Luhmann 1990)



Freitag, 6.6.2008, 17h
Unterschiedliche Höhenmaße lassen Profil wahrnehmen:
eine Senke etwa 700 qm großen Umfangs mit 3 m Tiefe, im ungefähren Zentrum eine leicht ansteigende Aufschüttung von etwa 300 qm, überzogen von einer Naturdecke
Höhenunterschiede laufen in Richtung Ost aus

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    „Information ist ein Unterschied, der einen Unterschied macht.“ (Bateson 1972)



Freitag, 6.6.2008, 19h
Erste Zeugenaussagen bestätigen die Existenz eines verfüllten Bunkers und informieren über weitere Details:
1 Ein-/Ausgang Richtung Ost
1 Lüftungsschacht Richtung Nordwest
1 Notausstieg Richtung Nord
1 separater Versorgungsbunker Richtung Süd

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    „Draw a distinction!“ (Spencer Brown 1969)
    „Ohne Markierung gäbe es selbstverständlich auch nichts ‚Unmarkiertes’; die Welt muss immer zuerst durch die Unterscheidung markiert/unmarkiert in einen imaginären Raum transformiert werden.“ (Luhmann 2002)



Samstag, 7.6.2008, 7.30h
Markierung einer SYSTEM/UMWELT-DIFFERENZ:
Form wird durch die Höhendifferenzen bestimmt.
4 von uns in die Erde eingebrachte Stahlbewehrungen bestimmen die Eckpunkte des angenommenen (oberirdisch projizierten) Bunkerumrisses

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    Es entsteht (nach Spencer Brown) eine dreiwertige Zweiseitenform als eine Einheit der Differenz von sog. marked space und sog. unmarked space einschließlich ihrer Distinktionslinie.



Samstag, 7.6.2008, 7.40h
Die 4 Eckpunkte werden mit einem rot-weißen, auf 1 Meter Höhe gezogenen Absperrband zu einer trapezförmigen Figur verbunden. über diesen operativen Vollzug der Formbildung als Einfassung der Aufschüttung entsteht ein etwa 300 qm großes Areal und damit die Markierung einer Trennlinie sowie ein innenliegender markierter und ein außenliegender unmarkierter Bereich.

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    Paradoxie der Installation:

    Der Bunker als verschlossenes und unzugängliches System wie auch in seiner Funktion als Bunker verbleibt unterirdisch als unmarked space, wird in seiner oberirdischen Simulation zu einem marked space, kann daher 2-dimensional als ein unmarked/marked space bezeichnet werden und existiert bis hierhin lediglich als Imaginationsmatrize.

    Die nach Spencer Brown als unmarkiert definierte Umwelt verfügt über Anschlussfähigkeiten und wird daher in einem nächsten prozessualen Schritt im Rahmen der Versuchsanordnung präzisiert (werden müssen)...

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Samstag, 7.6.2008, 7.50h
Markierungen eines TRANSITRAUMES (700 qm):
Grenzfindung durch Baumbestand (die mit dem historischen Verlauf des Stacheldrahtes übereinstimmt)
An-/Einbindung des mobilen Gefährts (LKW)
Einbindung des bereits am Vortag installierten Pissoirs und Plumbsklos

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    Der Transitraum hat im weiteren Verlauf der Versuchsanordnung die Funktion, das verschlossene System sicht- und beobachtbar zu machen und dessen Zugänglichkeit herzustellen.
    Das verschlossene System ist dabei nur von außen beobachtbar, das geschlossene System ist in sich operabel.

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Samstag, 7.6.2008, 8.10h
Die Distinktion des TRANSITRAUMES lässt eine UMWELT entstehen, die für dieses Wochenende in ihrem Radius variiert:
Raucherplätze etwa 100m entfernt von der Transitraum-/Umwelt-Differenz,
übernachtung A etwa 15 km südöstlich,
Übernachtung B etwa 45 km nördlich,
andere unbekannte Übernachtungen...

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    „Die Umwelt erhält ihre Einheit erst durch das System und nur relativ zum System. Sie ist ihrerseits durch offene Horizonte, nicht jedoch durch überschreitbare Grenzen umgrenzt; sie ist selbst also kein System.“ (Luhmann 1984)

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Samstag, 7.6.2008, 8.30h
Diverse Möblierungen des Areals finden statt:
Innerhalb der oberirdischen Simulation des verschlossenen SYSTEMS wird ein Tisch mit Papier und Schreibgeräten aufgestellt. Durch diese Platzierung konnte auch der Beobachter erster Ordnung zum Beobachteten werden.

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    Erst durch die Operation der Möblierung ist die konstitutive Bedingung der Beobachtung geschaffen worden, nämlich die Bedingung der Möglichkeit ihres Vollzugs.


    „Von Beobachtung zweiter Ordnung wird man nur dann sprechen können, wenn zwei Beobachtungen sich so aneinander koppeln, dass beide die Merkmale einer Beobachtung erster Ordnung voll realisieren, aber der Beobachter zweiter Ordnung sich bei der Bezeichnung seines Gegenstandes auf einen Beobachter erster Ordnung bezieht, also ein Beobachten als Beobachten unterscheidet und bezeichnet. (...) Wir sagen also: ein Beobachten zweiter Ordnung liegt immer dann vor, wenn auf Unterscheidungsgebrauch geachtet wird; oder noch pointierter: wenn das eigene Unterscheiden und Bezeichnen auf ein weiteres Unterscheiden und Bezeichnen bezogen wird.“ (Luhmann 1997)

Auf dem höchsten und dichtesten Ort zum SYSTEM wird ein Gemeinschaftstisch mit Stühlen platziert, der durch die Distinktionslinie TRANSITRAUM und UMWELT durchschnitten wird. Die Distinktionslinie wird hierüber sichtbar. Jenseits der Markierungslinie TRANSITRAUM/ UMWELT werden in der UMWELT Campingstühle für die Beobachter der Beobachtung platziert, diesseits der Markierung ein sog. Regisseurstuhl für eine gerichtete Beobachtung der Beobachtungen sowie unsere Nahrungsmittel.

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    Nach Auffassung der Systemtheorie gibt es für den Beobachter sieben Charakteristika:
    - beobachtet tatsächlich (real);
    - beobachtet, obwohl er nicht beobachten kann (paradox);
    - kann nicht beobachten, wie er was beobachtet (blinder Fleck);
    - beobachtet das, was er beobachtet (tautologisch);
    - unterscheidet und bezeichnet das Unterschiedene (formbildend);
    - kann sich oder andere Beobachter beobachten (selbst-/fremdbeobachtend)
    - setzt sich selbst als Beobachter voraus (selbstimplikativ).




    Realität ist das Konstrukt eines auf der Grundlage von Sinn operierenden, sich selbst implizierenden Systems in der Form von Beobachtungen eines Beobachters.

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Samstag, 7.6.2008, nach 9h
finden folgende Prozesse statt:

Das Distinktionsband zwischen SYSTEM und TRANSITRAUM erschlafft.

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Der Regisseurstuhl wird regelmäßig genutzt, ein Campingstuhl für die Beobachter der Beobachtung wird aus der UMWELT in den TRANSITRAUM verrückt.

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Der Campingtisch im SYSTEM wird zum sog. Schrödingers Katzentisch:
TOT ODER NICHT TOT
TOT + NICHT TOT

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    Funktionale Ausdifferenzierung und ihre Folgen: Die Bildung von Sozialität ist nicht unerheblich von materiellen Bedingungen abhängig.



Samstag, 7.6.2008, nach 11h
Im Süden innerhalb des geschlossenen SYSTEMS entsteht durch Ausgrabungsaktivitäten am separaten Versorgungsbunker etwa 15 vom Bunkereingang entfernt ein weiteres SYSTEM von etwa 9 qm Größe mit Tiefenausrichtung.

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    „Soziale Systeme sind also empirisch aufweisbare Handlungszusammenhänge, nicht nur Muster, Typen, Normenkomplexe [...].“ (Luhmann 1970)



Dieses SYSTEM im SYSTEM differenziert sich im Verlauf des Nachmittags durch diverse In- und Exklusionen wie z.B. dessen Verhüllung und in eine Tiefe von etwa 3 Metern aus.
Freilegung von E-Versorgungsleitungen.

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    „Für die Theorie selbstreferentieller Systeme ist die Umwelt vielmehr Voraussetzung der Identität des Systems, weil Identität nur durch Differenz möglich ist“ (Luhmann 1984)



Im Verlauf des Tages entsteht ein Trampelpfad zwischen Beobachterpunkt und den SYSTEMEN sowie ein Weg zu den Raucherplätzen - beide in Nord-Süd-Ausrichtung.

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Samstag, 7.6.2008, ebenfalls gegen 11h
Der Bunkereingang ist geöffnet, aber noch nicht zugänglich.
Geröllmassen stapeln sich im TRANSITRAUM seitlich des Eingangs, die etwas später gegen 16 Uhr mit einem „Schutzzeichen für Kulturgut unter Sonderschutz“ gekennzeichnet werden.

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Samstag, 7.6.2008, gegen 15h
Zur Vermeidung weiteren Stimmungs- und Druckabfalls:
„Photografieren + Filmen von 15-18h untersagt“

    „Das System ist eine Operation, der es gelingt, an eine von ihr zur vorherigen Operation gemachte Operation so anzuschließen, dass weitere Operationen möglich werden“. (Baecker 2002)


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Samstag, 7.6.2008, gegen 18h
Der Bunkerraum ist im Anschluss an verschiedene Maßnahmen wie z.B. Sauerstoffzufuhr zugänglich.
Im Abgleich mit dem vorgefundenen Grundriss werden die Maße des oberirdisch simulierten SYSTEMS auf etwa 150 qm korrigiert.
Mit dieser veränderten Grenzziehung befindet sich das geschlossene Subsystem nun im TRANSITRAUM.

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Samstag, 7.6.2008, nach 18h
Der oberirdisch projizierte Grundriss des Bunkers wird folglich unterirdisch in den Bunker als noch unmarked space verlagert. Das rot-weiße Distinktionsband wird am Geländer der Treppe verknotet und im Bunker an den Wänden entlang geführt.

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    „In diesem Sinne ist Grenzerhaltung (boundary maintenance) Systemerhaltung.“ Luhmann 1984, 35). Wir führen fort: ...und Grenzveränderung ist Systemveränderung.

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    „Der Systembegriff legt nicht nur eine neue Denkweise, sondern auch neue Wahrnehmungsweisen und neue Empfindungsweisen nahe.“ (Baecker 2002)




Samstag, 7.6.2008, nach 18h
Der TRANSITRAUM, bis hierhin verantwortlich, das verschlossene System sicht- und beobachtbar zu machen und dessen Zugänglichkeit herzustellen, wird folglich aufgelöst und transformiert zu einem geschlossenem SYSTEM auf 2 Ebenen: ober- und unterirdisch, die Außenmauern des Bunkers integrierend.
Der geöffnete Bunkerinnenraum transformiert zur UMWELT, die damit ober- und unterirdisch angelegt ist.
Das geschlossene Subsystem von 9 qm Größe und etwa 3 m Tiefe, zwischenzeitlich im TRANSITRAUM angeordnet, verrückt wieder in das System, wird jetzt jedoch von einem etwa 700 qm großen SYSTEM umgeben.

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Zeitgleich mit der Neuordnung der SYSTEM-/UMWELT-Relationen durch die Bunkerbegehung wird gegen 18h die bewachsene Aufschüttung, bisher als geschlossenes System markiert, geräumt, gejätet und gerodet.

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    „Wir gehen nicht davon aus, dass es Systeme gibt. Aber wir gehen mit Niklas Luhmann davon aus, dass es sinnvoll ist, ‚Überlegungen‘ anzustellen, die davon ausgehen, dass es Systeme gibt. Das heißt, wir verwenden ein Konzept zweiter Ordnung, dessen Leistung darin besteht, unser Wissen und unsere Fragen anders zu sortieren als bisher [...].“ (Baecker 2002)



Sonntag, 8.6.2008, 9h
Folgende Korrekturen finden statt:
Die Beobachterstühle der Beobachtung werden vor den Bunkereingang verrückt. Der Beobachterstandort in Form des Regisseurstuhls bleibt.

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Der Katzentisch wird unterirdisch in den Bunker verlagert. Bis dahin im Zentrum des oberirdisch simulierten SYSTEMS befindet er sich nun im unterirdischen Umweltausläufer.
Die Frage, ob die Katze mit Öffnung des Systems tot und lebendig ist, erübrigt sich, da sich die Katze nicht innerhalb des zu öffnenden Systems befindet, sondern bereits Teil der Umwelt ist.

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Sonntag, 8.6.2008, nach 10h
finden folgende Prozesse statt:

Der am selben Ort verbliebene Regisseurstuhl wird nicht mehr genutzt.

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Der Gemeinschaftstisch, nun in UMWELT und SYSTEM verortet, wird verstärkt im Bereich UMWELT genutzt.



Die Nahrungsmittel, bisher im TRANSITRAUM, jetzt im SYSTEM verortet, werden nur noch wenig genutzt.

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Sonntag, 8.6.2008, gegen 13h
Das Subsystem erschlafft, ...

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...wird gegen 16h rückgebaut...

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    „Dies bedeutet zugleich, dass die Kontingenzen des Prozessverlaufes, die Offenheiten für andere Möglichkeiten, variieren je nachdem, ob er für das System im System oder in seiner Umwelt abläuft.“ (Luhmann 1984).

    „Ohne Unterscheidung und Bezeichnung läuft nichts, ja nicht einmal nichts.“ (Luhmann 1990)

...und gegen 17h symbolisch „zu Grabe getragen“.

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Zeitgleich finden Sonntagmittag und -nachmittag performative Aneignungen des Raumes statt:
Auf dem neu geschaffenen Plateau werden die Umrisslinien des darunter liegenden Bunkers mit Papier nachgezeichnet und verifiziert.

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    „Ich stelle mir einen neuen Typ von Kognitionsforschung vor, der die systemtheoretischen Mittel zur Exploration von Matrizen nutzt. Und ich stelle mir vor, dass es sich dazu lohnen würde sich der Mitarbeit von Künstlern zu vergewissern.“ (Baecker 2002)

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...es finden Performances statt, ...

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...plastisches Arbeiten z.B. in Form eines Totempfahls.

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Diese Einzelgeschichten im Rahmen des Gesamthandlungsrahmens werden an anderer Stelle erzählt...

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    „We take as given the idea of distinction and the idea of indication, and that we cannot make an indication without drawing a distinction.“ (Spencer Brown 1969)

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Sonntag, 8.6.2008, nach 18h
Rückbau der Installation von Systemtheorie im Raum:
Das Mobiliar wird in den LKW geladen.
Die von uns vorgenommene SYSTEM-UMWELT-DIFFERENZ wird aufgehoben.
Die unterirdische Markierung wird belassen. Ebenso Schrödingers Katzentisch.
Der Bunker wird geschlossen. Damit auch von dem nun im Bunker angesiedelten UMWELTSYSTEM getrennt.
Die Aufschüttung ist gerodet.
Die Markierung von „Kulturgut unter Sondergut“ auf den verschobenen Geröllmassen verbleibt.
Ebenso wie andere ortspezifische Eingriffe.
Trampelpfade und Wege sind ausgeprägt und binden das Areal an die umliegende Umwelt an.
Der LKW verlässt das Areal.
Wir auch...

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    „Die Systemtheorie gehört zu den Jokern der interdisziplinären und vor allem transdisziplinären Diskussionen in den Wissenschaften dieses Jahrhunderts. Kaum hat sie sich in der Durchführung ihrer Möglichkeiten in der einen Disziplin erschöpft, taucht sie in einer anderen Disziplin wieder auf. Sie ist immer wieder für einen überraschenden, vielversprechenden und befreienden Anfang gut, verliert jedoch an Überzeugungskraft, sobald sie für die einzig mögliche Theorie gehalten wird.“ (Baecker 2002)






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