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zum Umgang mit Verschlossenem

Konzept

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Am ersten Juniwochenende des Jahres 2008 fand 12 km östlich von Wismar, 48 km südwestlich von Rostock, 262 km nordwestlich von Berlin eine künstlerisch-wissenschaftliche Versuchsanordnung statt, die prototypisch den Umgang mit Verschlossenem behandelte.

22 Akteure aus Deutschland, Israel, Tunesien, Weißrussland und der Schweiz versammelten sich vom 6. bis zum 8.6.2008 am Ortsrand von Zurow in Mecklenburg und fanden hier ein relativ unberührtes, hügeliges, leicht- und wildbewachsenes Terrain vor, dessen geomorphologische Kennzeichen sich durch unterschiedliche Höhenmaße ergaben. In einer Senke von etwa 700 qm Umfang mit etwa drei Metern Tiefe war im ungefähren Zentrum eine leicht ansteigende Aufschüttung in einem Flächenausmaß von etwa 300 qm wahrzunehmen. Diese unterschied sich in dem Wildwuchs (Kraut, Bäume) nur unwesentlich von ihrer Umgebung. Unterhalb dieser bewachsenen Naturdecke sollte sich der zu öffnende, halbunter-/halboberirdische, verschlossene Bunker befinden, der am Wochenende unser Handeln bestimmen sollte.

Vor 1989 diente der Bunker der Parteileitung des damaligen Bezirkes Rostock als Schutzraum, beinahe zwanzig Jahre später im Jahr 2008 sollte er nun prototypisch genutzt werden, um Erkenntnisse im Umgang mit Verschlossenem zu gewinnen. Der verfüllte Bunker sollte von Fachleuten und Künstlern mit beabsichtigt unterschiedlichen Perspektiven geöffnet werden, da hierdurch ein Erkenntniszugewinn für den Umgang mit (physisch, politisch, sozial, psychisch, wissenstheoretisch...) Verschlossenem erwartet wurde. Grundlage hierfür war die Annahme, dass sich durch die Vernetzung der unterschiedlichen Fach- und Formatperspektiven disziplinen- und methodenübgreifend Erkenntnisse gewinnen ließen. Der Öffnungsakt des Bunkers wurde daher einer intensiven Dokumentation über den Einsatz verschiedener Medien unterzogen.
Zuvor fand an einem Samstag im Mai 2008 in einer theoretischen Vorbereitung die Thematisierung des Objekts Bunker aus architekturhistorischer und -theoretischer Perspektive statt, an einem weiteren Samstag im Mai 2008 dann die Theoretisierung des Themas Verschlossenes aus kulturwissenschaftlicher Perspektive.

Im Anschluss an die Bunkeröffnung wurden unsere Wissensproduktionen nachbereitet:
Eine Mixed Media Installation präsentierte die entstandenen Materialisierungen auf der Jahresausstellung der Universität der Künste Berlin. Vom 17. bis 20. Juli 2008 waren Rauminstallationen, Videos, Fotografien, Projektionen, Raum- und akkustische Skulpturen zu sehen und zu hören, die mit Arbeitsnotizen, Modellen und Skizzen zum Bunker kombiniert waren.
Eine Online-Präsentation ermöglicht nun die multimediale Vernetzung des Materials, neben den Ausstellungsbeiträgen sind weitere digitale Arbeiten im Netz hinzu gekommen.

Aus unseren künstlerischen Wissensproduktionen haben wir 33 Kulturtechniken extrahiert, die im Anschluss an unsere Versuchsanordnung Handlungsempfehlungen im Umgang mit Verschlossenem aussprechen können. Aus einer künstlerisch-wissenschaftlicher Perspektive werden damit Überlegungen zusammengetragen, die als eine Art "Gebrauchsanweisung" für Kollegen wirksam werden können, die mit vergleichbaren Situationen konfrontiert und herausgefordert sind, Öffnungsprozesse jeglicher Form in Gang zu setzen. Dass Öffnungsprozesse zu erfolgreichen wissenschaftlichen wie auch wirtschaftlichen Modellen führen, führt die Psychoanalyse des 20. Jahrhunderts eindrucksvoll vor Augen.

Mit unserer Versuchsanordnung zum Umgang mit Verschlossenem tragen wir dem Konzept der "New Production of Knowledge" Rechnung, einer Form der Wissensproduktion, die eher die Vielfalt des Wissens sucht, dabei in heterogenen Forschungsfeldern stattfindet, sich auf zeitlich begrenzte Projektarbeit in unterschiedlichen personellen und institutionellen Konfigurationen beschränkt, transdisziplinär operiert und gesellschaftspolitische Anschlussfähigkeit vorweist. Statt an allgemeingültigen Erkenntnisprinzipien ist diese Form der Wissenschaft an ersten, öffnenden und prozessierenden Fragestellungen orientiert, zu denen unsere Versuchsanordnung methodisch und inhaltlich ihren Beitrag leisten soll.


Sommer 2008 / Sommer 2009, Dr. Birte Kleine-Benne

IDEE

Erwin Liedke

KONZEPTION

Dr. Birte Kleine-Benne

PLANUNG

Dr. Birte Kleine-Benne / Erwin Liedke

UMSETZUNG BUNKERÖFFNUNG

Yves Müller / Erwin Liedke

CATERING

artLABOR e.V.

THEORETISIERUNG

Dr. Birte Kleine-Benne, UdK Berlin, Studiengang Architektur, Professor Dr. Hauser

ONLINE-PUBLIKATION

Dr. Birte Kleine-Benne / Erwin Liedke
unter Mitarbeit von Sebastian Nicolle und André Sternitzke

PROGRAMMIERUNG

Erwin Liedke

BETEILIGTE AUS ARCHITEKTUR

Katharina Bardens
Anastassia Bichan
Walid Hassine
Sebastian Nicolle
André Sternitzke

BETEILIGTE AUS KUNST

Claudia Dorfmüller
erwin GeheimRat
Lola Göller
Friedemann Heckel
Mathias Jud
Karoline Kreißl
Markues
Konrad Mühe
Anton Steenbock
Christoph Wachter

BETEILIGTE AUS KUNST/WISSENSCHAFT

Marc Holtbecker
Franziska Latell
Jo Radtke
Markus Wurl

BETEILIGTE AUS WISSENSCHAFT

Marcus Held
Dr. Birte Kleine-Benne
Clemens Russell

KOMMUNIKATION

artLABOR e.V.

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